Die Erde bewegt sich mit etwa 100.000 km/h durch das Weltall und dreht sich am Äquator mit ca. 1670 km/h. Merkst du davon etwas? Und was hat die Erde mit unserer Produktivität zu tun?

Der oben beschriebene Effekt tritt bei einem optimal arbeitenden Team oder Unternehmen auf. Dabei ist es nicht so wichtig, ob dein Team nach Scrum, Kanban oder Extreme Programming arbeitet. Ihr bewegt euch mit rasender Geschwindigkeit… und keiner bekommt es mit. Lass uns deshalb tiefer eintauchen und schauen, wie du diese Produktivität greifbar machen kannst.

In diesem Artikel erfährst du:

  • warum du nicht merkst, dass wir so rasend schnell unterwegs sind
  • wie du die Produktivität besser einschätzen kannst
  • was du tun kannst, damit der Fortschritt sichtbar wird

Lass uns loslegen!

Die Krux mit der Produktivität

Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können.

https://agilemanifesto.org/iso/de/principles.html

Geschwindigkeit ist zwar absolut, unsere Wahrnehmung der Geschwindigkeit ist jedoch relativ. Relativ zu anderen Himmelskörpern, aber auch relativ zu anderen Teams. Was nehmen wir also wahr?

  • die relative Geschwindigkeit, also ob wir schneller oder langsamer sind als jemand sehr Nahes. Wer sowohl auf einer leeren Autobahn als auch auf einer vollen Autobahn einmal 150 km/h gefahren ist, kennt den Unterschied zwischen Kriechen und Rasen bei objektiv gleicher Geschwindigkeit.
  • Geschwindigkeitsveränderung, also Bremsen oder Beschleunigen. Das macht sich Achterbahnen zunutze.

Produktivität verhält sich wie die Geschwindigkeit.

Stell dir also vor, du arbeitest im produktivsten Team der Welt. Was würdest du merken?

Richtig, nichts. Wenn das Team in gleichbleibender Geschwindigkeit Ergebnisse liefert, fühlt sich das normal an. Wie die Erde, die mit rasender Geschwindigkeit um die Sonne fliegt. Die Unzufriedenheit ist vorprogrammiert.

Wenn du aber in einem unproduktiven Team arbeitest, das manchmal viel, manchmal aber auch wenig leistet, ist das anders. Plötzlich fühlen sich die Phasen, in denen das Team viel leistet, produktiv an, weil es Geschwindigkeitsveränderungen gibt. Die Teammitglieder sind im Vergleich zum produktivsten Team der Welt zufriedener, obwohl sie viel weniger und unzuverlässiger Ergebnisse generieren.

Leider fallen auch die Experten, die Agile Coaches, Scrum Master und Team Coaches, oft auf diesen Effekt herein. Das Ergebnis? Sie doktern so lange am produktivsten Team der Welt herum, bis es ähnlich unzuverlässig arbeitet wie das unproduktive Team.

Mit Metriken den Unproduktivitätseffekt bekämpfen

Wenn du ein produktives Team aufbauen möchtest, musst du ein zentrales Prinzip verstehen: Den Arbeitsfluss bzw. den Flow.

Einen optimalen Arbeitsfluss erreichst du, wenn dein Team in gleichbleibender Geschwindigkeit und kurzen Durchlaufzeiten (Lead Time) alle Aufträge abarbeitet, die hereinkommen. Dafür gibt es einige Metriken, die dir dabei helfen, die Produktivität deines Teams zu messen. Die drei wichtigsten für den Anfang sind:

Durchlaufzeit (Lead Time): Wie lange dauert es, ein Backlog Item, das ins System kommt, fertigzustellen? Je niedriger dieser Wert ist, desto besser.

Durchsatz (Throughput): Wie viele Backlog Items schließt das Team in einer bestimmten Zeiteinheit ab? Je höher dieser Wert ist, desto besser.

Anzahl der Backlog-Items: Wie viel Arbeit wartet auf dein Team? Optimal ist es, wenn immer ein Puffer vorhanden ist, damit das Team nicht leerläuft. Dieser sollte jedoch nicht anwachsen.

Diese drei Metriken erfasst du über einen längeren Zeitraum. Das Ziel: Die Metriken sollten, über diesen längeren Zeitraum betrachtet, in etwa konstant bleiben oder stetig besser werden. Dann hast du eine gute Produktivität erreicht.

Diesen Fehler solltest du auf jeden Fall vermeiden

Denk bei der Erfassung von Metriken immer daran: Sie helfen ausschließlich dem Team, sich selbst einzuschätzen und Hindernisse zu erkennen. Sie sind wie die Anzeigen auf dem Armaturenbrett eines Autos.

Sobald du diese Metriken nutzt, um Teams miteinander zu vergleichen, KPIs festzulegen, Ziele daran zu knüpfen oder „nach oben zu berichten“, wird dein Team Vertrauen verlieren und damit beginnen, die Metriken zu manipulieren, um die Ziele zu erreichen oder gut dazustehen. Und das ist einfacher, als du denkst.

Statt irgendwelche Metriken zu berichten, nimm dir das 7. agile Prinzip zu Herzen:

Funktionierende Software ist das wichtigste Fortschrittsmaß.

https://agilemanifesto.org/iso/de/principles.html

Fazit

Es ist gar nicht so leicht, ein produktiv arbeitendes Team zu erkennen. Diese Teams sind unscheinbar und erledigen einfach zuverlässig ihre Arbeit. Mit den Metriken kannst du ein teaminternes Armaturenbrett etablieren, mit dem dein Team besser einschätzen lernt, wie gut oder schlecht sie vorankommen. Mithilfe des Armaturenbretts kannst du dann sukzessive Verbesserungen einführen und damit den Outcome, also das Arbeitsergebnis, optimieren.

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