Ein Klient ist Teamleiter in einem Anlagenbauunternehmen. Als aufgeschlossener, moderner Vorgesetzter war er fest davon überzeugt, dass sein Team in der Lage sei, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Immer wieder betonte er die Bedeutung von Vertrauen, Fehlerkultur und Empowerment. Doch trotz seiner Bemühungen kamen die Mitarbeitenden immer wieder zu ihm, um ihre Entscheidungen von ihm absegnen zu lassen.
Er war überrascht, dass sie trotz klarer Signale an sein Team nicht bereit waren, die Initiative zu ergreifen und selbstständiger zu handeln. Deshalb suchte er nach einer Möglichkeit, die Situation in seinem Team zu thematisieren (und hoffentlich zu verbessern).
Ich zeigte ihm Delegation Poker und wir spielten verschiedene Szenarien durch, so dass er eine gute Vorstellung davon bekam, wie das Tool funktioniert (ich werde hier keine Beschreibung geben, da es auf der Management 3.0-Website verfügbar ist).
In einer Teambesprechung erklärte er dann seinem Team die Funktionsweise des Delegation Pokers. Jedes Teammitglied erhielt einen Satz Delegationskarten und sie begannen, verschiedene Szenarien durchzuspielen, in denen Entscheidungen getroffen werden mussten.
Während des Prozesses stellte sich heraus, dass seine Wahrnehmung und die seiner Teammitglieder stark voneinander abwichen. Zum Beispiel waren die Teammitglieder bei einigen Entscheidungen der Meinung, dass er entscheiden sollte, während er die Entscheidung vollständig delegieren wollte.
Seine Mitarbeiter zögerten, die Verantwortung zu übernehmen, weil sie Bedenken hatten, die er nicht berücksichtigt hatte. Dieser Kontrast öffnete ihm die Augen für die Diskrepanz zwischen seiner Vorstellung von Empowerment und der Realität.
Die offene Diskussion über die Gründe für die Bedenken führte zu einem ehrlichen und vertrauensvollen Dialog zwischen allen Beteiligten. Sie erkannten, dass sie unterschiedliche Perspektiven haben und dass es wichtig ist, diese zu respektieren und zu berücksichtigen.
Durch die Anwendung von Delegation Poker konnten sie eine Basis schaffen, um offen über ihre Wahrnehmungen und Bedenken zu sprechen. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine differenziertere Herangehensweise an die Delegation von Verantwortung notwendig ist und vereinbarten, gemeinsam an einer verbesserten Entscheidungskultur zu arbeiten.
Diese Erfahrung war ein wichtiger erster Schritt für den Teamleiter und sein Team, um Missverständnisse zu klären und eine effektivere Zusammenarbeit aufzubauen. Sie erkannten, dass Vertrauen und Empowerment nur dann verstanden und gelebt werden, wenn darüber offen und klar kommuniziert wird.
Delegation Poker ist eine der bekanntesten und prominentesten Management 3.0 Praktiken. Im Rahmen eines Management 3.0 Foundation Workshops und des Certified Agile Coach Kurses lernst Du neben dieser auch viele weitere Praktiken kennen, wie z.B. das ergänzende Delegation Board oder die Team Competence Matrix. Bei Interesse melde Dich gerne an.
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