Als Englischtrainer habe ich viele Führungskräfte als Kund:innen. Es ist mir daher ein großes Anliegen, nicht nur Grammatik und Wortschatz zu vermitteln, sondern auch die innovativen Ansätze und Praktiken der Agilität einzubringen. Im folgenden Beitrag erkläre ich, wie ich mit einem genialen Tool im Englischtraining einen doppelten Gewinn erreiche: Englisch üben und Agilität kennenlernen.

Bühne frei für „Moving Motivators“

Als ich im Certified Agile Coach-Kurs bei Agile Academy zum ersten Mal das Modul Management 3.0 kennenlernte, erkannte ich sofort, dass die Ansätze dieses Moduls sehr nützlich für meine Kunden sein könnten. Insbesondere bietet Management 3.0 wertvolle Tools an, die sich sehr flexibel im Englischtraining einsetzen lassen.

Eines dieser Tools heisst „Moving Motivators„. Moving Motivators wurde vom Gründer von Management 3.0, Jurgen Appelo, entwickelt und unterstützt uns dabei, über Motivation und ihren Einfluss auf persönliche und organisatorische Veränderungen nachzudenken. Dabei wird die eigene Motivation im Job transparenter: Welche Werte und Bedürfnisse treiben mich an? Wie wichtig ist es mir, Anerkennung zu bekommen? Wie stark ausgeprägt ist mein Wunsch nach Status? Die Antworten auf solche Fragen helfen uns zu verstehen, warum wir jeden Tag zur Arbeit gehen.

Motivation – die Mischung macht’s!

Es gibt nicht nur die eine Art von Motivation. Und auf keinen Fall gibt es nur die eine „richtige“ Art von Motivation. Bei jedem von uns gilt das Prinzip: Die Mischung macht’s! Das spiegelt sich in Moving Motivators wider. Das Tool besteht aus 10 Karten, auf denen 10 Motivationsfaktoren abgebildet sind – Anerkennung (acceptance), Wissbegierde (curiosity), Freiheit (freedom), Status, Sinnerfüllung (goal), Ehre (honor), Ordnung (order), Perfektionierung (mastery), Einfluss (power) und Verbundenheit (relatedness). Jemand, der z.B. nach Freiheit („Freedom“) strebt, sucht sich einen Beruf aus, der ihm erlaubt, selbständige Entscheidungen zu treffen. Wem Perfektionierung („Mastery“) wichtig ist, der braucht Arbeit, die sein Können immer wieder herausfordert und ihm ermöglicht, sich ständig zu verbessern. Einem anderen wiederum ist Status wichtig, weil er nach oben an die Unternehmensspitze möchte.

Nach kurzer Erklärung der Karten und der 10 Motivatoren wird der Kunde gebeten, die Karten auf einer Skala von „überhaupt nicht wichtig“ bis „äußerst wichtig“ auf dem Tisch zu platzieren (bzw. digitale Karten auf dem Miroboard hin und her zu schieben, siehe die Online-Version weiter unten). Dabei stellt sich der Kunde die Frage: „Was motiviert mich in meiner Arbeit?“

Sobald der Kunde fertig ist, bitte ich ihn darum, seine Wahl zu erklären. Das Ergebnis ist verblüffend. In den meisten Fällen ist es das erste Mal überhaupt, dass meine Kunden bewusst über die eigene Motivation im Job nachdenken. Dabei verstehen sie besser die aktuelle Stelle und ob die aktuellen Aufgaben die Bedürfnisse erfüllen.

Aha-Moment – der Wunsch nach Verbundenheit

Ein Beispiel zeigt, wie hilfreich das Tool für Führungskräfte sein kann: In einem Englischtraining mit einem Manager setzte ich die Karten ein. Nachdem er seine persönlichen Motivatoren entdeckt und erklärt hatte, was ihn als Führungskraft bewegt, begannen wir, über die Motivation seines Teams zu sprechen. Er erzählte mir von einem Mitarbeiter, der stark demotiviert wirkte. Obwohl sein Team sich längst an die virtuelle Arbeit gewöhnt hat, war dieser Mitarbeiter mit dem Arbeitsalltag hinter dem Bildschirm äußerst unzufrieden. Vor der Corona-Pandemie war der Mitarbeiter regelmäßig und gerne bei Kunden unterwegs gewesen. Durch das coronabedingte Geschäftsreise-Verbot fällt dieser direkte Kontakt seit 2 Jahren aus. Der Manager erkannte, welcher Motivationsfaktor nötig war – der Wunsch des Mitarbeiters nach „Relatedness“ („Verbundenheit“). Später besprach er die Situation mit dem Mitarbeiter, und zusammen erarbeiteten sie eine passende Lösung.

Ich habe das Tool auch bei Kunden eingesetzt, die kurz vor einer großen Veränderung (z.B. die Entscheidung zur Selbständigkeit) standen. Das Tool hilft dabei, Klarheit über die eigenen Beweggründe zu bekommen. Vor allem verdeutlicht es ein Schlüsselprinzip: Dass jeder seine eigene – berechtigte – persönliche Mischung von Motivationsfaktoren hat.

Fazit: Der doppelte Gewinn

Dabei ist mein Ansatz immer der eines wissbegierigen Menschen, der gern neue Methoden ausprobiert. Von den 10 Faktoren sind mir vor allem Wissbegierde, Freiheit und Sinnerfüllung am wichtigsten. Meine Kunden schätzen die neuen agilen Ansätze und vor allem den doppelten Gewinn: Englisch üben und innovative Praktiken für den Führungsalltag kennenlernen. Dabei muss betont werden, dass die 10 Moving Motivators – wie viele Frameworks und Modelle – eher als Sprungbrett zum Nachdenken und als Ausgangspunkt für lebhafte Diskussionen zum Thema Motivation dienen. Vor allem helfen sie uns dabei, sowohl unsere eigene Motivation als auch die unserer Kollegen wertzuschätzen.

Sowohl offline als auch online einsetzbar

Auf der Moving-Motivators-Seite kann man die Karten als PDF kostenfrei herunterladen. Die Karten stehen auch in der deutschen Sprache zur Verfügung. Probiere es aus. Du wirst begeistert sein. Ich arbeite ausschließlich online. Dafür benutze ich Miro und die Moving-Motivators-Vorlage, die von Management 3.0 im „Miroverse“ kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Wer ein Konto bei Miro hat, kann die Vorlage kopieren und in sein eigenes Miroboard einfügen. Bei Gruppenarbeit mache ich schnell mehrere Kopien der Vorlage – einfacher geht’s nicht.

Bildquelle: Management 3.0